Der Talisman
Eines der am schwierigsten zu bewerkstelligenden Genres ist mit Abstand das des Historienfilms: wenn es hier an Authentizität fehlt, wird das Ganze schnell zum schlechten Witz. Und wo es hingegen zu detailverliebt angegangen wird, kommt in der Regel schnell Langeweile auf. Regisseur David Butler hat auf jeden Fall einiges an Mut bewiesen, das ganz heiße Eisen der Kreuzzüge anzupacken, wobei man da mittlerweile auch alles hineininterpretieren kann. Zumindest soll die Handlung in dieser Zeit spielen – auch wenn die Frisur von Laurence Kenneth, der hier einen königstreuen Adligen mimt, etwas anderes vermuten lässt. Was wurde nicht schon alles für Unfug über dieses Thema in die Welt posaunt? Der Regisseur hat sich augenscheinlich nur sehr unzureichend mit den historischen Fakten zu den Kreuzzügen auseinandergesetzt, anders ist diese lächerliche Geschichtsklitterei nicht zu erklären. Kurzum: Richard Löwenherz zieht gen Heiliges Land um dort…tja, warum eigentlich? Der Film bleibt die Antwort schuldig. Hier ist also die Fantasie des Zuschauers gefragt und nicht wenige werden sich ihre Meinung schon gebildet haben. Richtig, der Sultan Saladin soll aus dem Weg geräumt werden. Viel mehr als der schlecht zum Araber Saladin geschminkte Rex Harrison machen dem königlichen Heer jedoch interne Streitereien das Leben schwer. Doch kann sich der Löwenherzige zum Glück der christlichen Pilger, ja zum Glück der ganzen Christenheit auf die Hilfe des übermäßig weisen und barmherzigen Saladin verlassen! Wem soll so eine Geschichte erzählt werden? Zugegeben, vielleicht war 1964 ja mehr das Abenteuer an sich gefragt, die netten Kulissen, Kleider usw. – wer so etwas wie eine halbwegs realistiche Gesschichtsstunde erwartet, sollte um den “Talisman” jedenfalls einen ganz großen Bogen machen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: King Richard and the Crusaders Land: USA Jahr: 1954 Regie: David Butler Darsteller: Rex Harrison, Virginia Mayo, George Sanders Weitere Infos: IMDB, Amazon
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