Der Spion, der aus der Kälte kam
Das müssen ja wahrlich turbulente Zeiten gewesen sein, damals im Kalten Krieg. Als Ost und West sich spinnefeind waren und unversöhnlich gegenüberstanden. Damit man immer Bescheid wusste bzw. Bescheid zu wissen glaubte, war es nötig, ganz klassisch Spione und Gegenspione einzusetzen. Und in einer Ära, in der Drohnen, Internet und Hacker, wenn überhaupt, dann nur in Science-Fiction-Gazetten zu finden waren, war Spionage noch echte Handarbeit. Was da mit Zettel und gespitztem Stift für armselige Stunden am Horch-Horn zugebracht wurden… man möchte es sich nicht ausmalen. Klar, dass man der Sache mal überdrüssig wird. So geht es zumindest Alec Leamas (Richard Burton). Irgendwie ist die Luft raus und man wünscht sich nur noch ein ruhiges Plätzchen zum Vergessen und Vergessen werden. Wo auch immer das sein mag. Dumm nur, das man als altgedienter Spion natürlich unter Beobachtung diverser Parteien steht. Denn auch die eigenen “Freunde” haben kein gesteigertes Interesse daran, dass Informationen an die Gegenseite geraten könnten. Wer darauf hofft, dass sich aus der an und für sich spannungsgeladenen Handlung ein interessanter Spionagethriller entwickelt, der täuscht sich. Denn nach dem recht ansprechenden Beginn verflacht der Plot zusehends in Endlosgelabber. Über dies und das. Wer jetzt mit wem und warum und ach, es juckt einen einfach nicht. Es gehört zu der hohen Kunst des Filmemachens Dialoge, und seien sie noch so lang, passend in eine Handlung einzubetten. Dies gelingt dem Regisseur Martin Ritt (”Der Wildeste unter Tausend”, “Die schwarze Orchidee”) nur ganz selten. Hier und da mag aufflackern, was für einen guten Film vonnöten ist, das aber viel zu selten. “Der Spion, der aus der Kälte kam” langweilt – und wer nicht gerade absoluter Fan von Spionagefilmen und deren Thematik ist, sollte die Finger davon lassen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: The Spy Who Came in from the Cold Land: UK Jahr: 1965 Regie: Martin Ritt Darsteller: Richard Burton, Oskar Werner, Claire Bloom Weitere Infos: IMDB, Amazon
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