Der Riss
Es war einmal ein Regisseur mit Namen Claude Chabrol. Der stammte aus der sogenannten gutbürgerlichen Gesellschaftsschicht. Was läge also näher, als genau über dieses, ihm so gut bekannte, Milieu Filme zu drehen? Man kann dies ein- oder zweimal tun, wenn es gut gemacht ist sogar noch ein paar mal öfter. Das Werk von Chabrol hingegen, der eine Menge – über 50 – Filme gemacht hat, dreht sich zu großen Teilen immer nur um dieses Thema. Die Folge: die Filme gleichen und wiederholen sich. Immer wiederkehrende Motive, immer wiederkehrende Erzählstrukturen – und irgendwann langweilt es. Nun also muss sich Hélène (Stéphane Audran) gegen die unbarmherzigen Schwiegereltern zur Wehr setzen. Diese wollen das Enkelkind aus den Händen der Mutter reißen, da sie fest davon überzeugt sind, dass sie kein guter Umgang für den Kleinen ist. Und das, obwohl eigentlich Ehemann Charles für das ganze Desaster verantwortlich zu machen ist. Er ist derjenige, der in einem Anfall von Wahnsinn das eigene Kind schwer verletzt. Er ist derjenige, der unter erheblichen Drogenproblemen bzw. deren Nachwirkungen leidet. Wie auch immer. Die Eltern stehen zu diesem psychisch wie physischem Wrack namens Sohn. Nun beginnt also der Kampf um das Kind. Charles fällt dabei eine sehr untergeordnete Rolle zu. Mit umso größerer Verbissenheit bekämpfen sich die anderen Figuren dieses Theaters. Bis auf die Schlussviertelstunde dieses 2-Stunden-Films, in denen Chabrol aufblitzen lässt, was er kann (aber viel zu selten zeigt) reiht sich “Der Riss” absolut nahtlos in diesen Reigen aus Filmen ein, die zwar nicht total schlecht sind aber niemals den Durchschnitt des Durchschnitts verlassen werden. Wieder einmal ein Chabrol, den man sich durchaus anschauen kann – wenn man absolut gar nichts Besseres zu tun hat.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: La rupture Land: Frankreich, Italien, Belgien Jahr: 1970 Regie: Claude Chabrol Darsteller: Stéphane Audran, Jean-Pierre Cassel, Michel Bouquet Weitere Infos: IMDB, Amazon
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