Der neunte Tag
Schon der Film “Der Stellvertreter” von Costa-Gavras hat sich mit dem interessanten Thema des Schweigens der Katholischen Kirche im Dritten Reich beschäftigt. Volker Schlöndorff betritt also nicht gänzlich Neuland, aber immerhin nimmt er sich eines Stoffes an, der im Kino nicht allzu oft zur Sprache kommt. Ein Grund dafür ist sicherlich die Komplexität der Thematik. Ein einfaches “die Kirche hat geschwiegen” und somit große Schuld auf sich geladen ist faktisch falsch und ein genaues Hinsehen und Abwägen unumgänglich. So gehört der Abbé Henri Kremer (Ulrich Matthes) zu der priesterlichen Minderheit, die sich nicht den Mund verbieten lassen will und gegen die Untaten der Nationalsozialisten Position bezieht. Grund genug für die Deutschen, ihn und hunderte andere Priester aus ganz Europa auch nach Auschwitz zu verfrachten, wo sie bei magerer Verpflegung harte Arbeit verrichten müssen. Eine einmalige Chance bietet sich dem Abbé, als er neun Tage Urlaub von dieser Zwangsarbeit bekommt – man stelle sich diese groteske Situation vor – um den einflußreichen Bischof von Luxemburg zur Kollaboration mit dem Reich zu überreden. Es ist nicht allein diese Begebenheit, die den Abbé viel Kraft kostet, sondern auch die Begegnung mit dem Untersturmführer Gebhardt (August Diehl), der ihn mit einer eigenwilligen Auslegung der Bibel zu dem Verrat zu überreden versucht. Das Aufeinandertreffen des abgemagerten Priesters mit dem überzeugten Nazi stellt sicherlich den spannendendsten Teil der Geschichte dar, 
weil hier einige überlegenswürdige Fragen aufgeworfen werden. Der Rest hingegen reiht sich nahtlos in den endlosen Reigen der KZ-Filme mit ihren stumpfen Aufsehern und geifernden Schäferhunde ein.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Der neunte Tag Land: Deutschland, Luxemburg, Tschechien Jahr: 2004 Regie: Volker Schlöndorff Darsteller: Ulrich Matthes, August Diehl, Hilmar Thate Weitere Infos: IMDB, Amazon
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