Der Kontrakt des Zeichners
Riesenhaft aufgetürmte Perücken, grotesk geschminkte und gepuderte Gesichter, greifbare Dekadenz: all dies erwartet den arroganten und selbstverliebten Maler Neville (Anthony Higgins), als er 1694 der Einladung der Aristokratenfamilie Herbert folgt, um zwölf Zeichnungen ihres Landgutes in all seinen Facetten anzufertigen. Dies fällt ihm denkbar einfach, da er über ein flinkes Händchen verfügt, das die Eindrücke im Nu zu Papier bringt. Beim näheren Hinsehen fallen Neville auf seinen Bildern recht schnell seltsame Details auf, die laut Hausherrin einen Mord belegen sollen. Allmählich beginnen sich Wahrheit und Täuschung zu einem undurchsichtigen Brei zu vermischen, der den Streifen zu einer interessanten Mixtur aus Historienfilm und Thriller macht. Dabei besticht der “Der Kontrakt des Zeichners” nicht nur durch seine ausdruckstarken und farblich satten Aufnahmen (die meisten Szenen wurden in der Totalen abgedreht, was eine gemäldeähnliche Wirkung erzielt). Es sind vor allem die ansprechenden Dialoge, die diesem Werk die Krone aufsetzen. Peter Greenaway gelingt es in seinem ersten Spielfilm erschreckend gut, die Zeit des 17. Jahrhunderts mit all seinen bizzaren Bräuchen und Ritualen auf die Leinwand zu bannen, da fallen einige kleinere Längen nicht weiter ins Gewicht.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: The Draughtsman’s Contract Land: England Jahr: 1982 Regie: Peter Greenaway Darsteller: Anthony Higgins, Janet Suzman, Anne Louise Lambert Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Sehr guter Film, für mich so etwas wie “Blow Up” in der Barockzeit. Wobei mir Greenaways Umsetzung noch besser gefällt, obwohl er ganz offensichtlich bei Antonioni abgeschaut hat. Schon allein wegen der tollen Ausstattung, den geschraubten Sätzen und diesem bitterbösen Ende….