Der freie Wille
Wie frei der Wille wirklich ist, diese Frage dürfte für den Triebtäter Theo (Jürgen Vogel) schwerlich zu beantworten sein. Zu sehr erliegt er immer wieder dem Drang, sich an Frauen vergreifen zu müssen – gefühllos, fast marionettenartig, mit versteinerter Miene. Bei diesem Kampf gegen sich selbst begegnet ihm die ebenfalls stark belastete Nettie (Sabine Timoteo) mit der er fortan Gutes wie Schlechtes teilt. Das geteiltes Leid aber nicht gleich halbes Leid bedeutet, wird beiden aber recht schnell klar. “Der freie Wille” ist sicherlich alles andere als leicht verdaubare Kost. Dafür spielen die beiden Akteure einfach zu stark, der Film dürfte vom Schauspielerischen her das Beste sein was die beiden bis jetzt abgeliefert haben. Minimalistisch, auf das Wesentliche konzentriert und ohne dass störende Filmmusik dieses zerbrechliche, intime Spiel unterbrechen würde, rührt Regisseur Matthias Glasner in wohl einzigartiger Klarheit ein absolutes Tabuthema an. Sehr einfühlsam, aber niemals wertend oder verurteilend, schafft er es, das Psychogramm eines Triebtäters zu erstellen, das den Zuschauer durch seine deutliche Sprache in Unbehagen versetzt. Das es viel Zeit in Anspruch nimmt, in die Gefühlswelten von Theo und Nettie einzutauchen, ist nachvollziehbar. Über 2 1/2 Stunden Film bringen einen besonders bei einem solchen Thema dann aber doch an seine Grenzen – man hätte sich eine kompaktere Umsetzung gewünscht. Trotzdem gehört “Der freie Wille” ohne weiteres zu den besseren deutschen Dramen und wurde völlig zurecht mit zahlreichen Preisen geehrt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Der freie Wille Land: Deutschland Jahr: 2006 Regie: Matthias Glasner Darsteller: Jürgen Vogel, Sabine Timoteo, André Hennicke Weitere Infos: IMDB, Amazon
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