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Dealer

Mittwoch, 9. September 2009 · Autor: bdm

dealer_sceneDieser Film ist so lethargisch, dass er fast schon körperliches Unbehagen bereitet. In lähmender Langsamkeit schleppt sich die Kamera durch betongraue Bilder, es gibt zahlreiche Standeinstellungen und wortlose Passagen, im Hintergrund dröhnen ununterbrochen dumpfe Soundflächen. “Dealer” ist experimentelles, existenzialistisches Kino der schwersten Sorte. Kein ausgeflippter Drogenfilm, kein Ex-Ostblock-Sozialdrama und schon gar nicht auf Unterhaltung aus. Was der ungarische Jungregisseur Benedek Fliegauf stattdessen zeigen will: die Welt aus der Sicht eines Depressionskranken. Dazu verwendet er die Figur eines namenlosen Dealers, der in einem entvölkerten Budapest, einer Totenstadt gewissermaßen, seine berauschenden Gifte an Kunden ausliefert, die alle schon mehr Leichen als lebendig sind. Es wird wenig gesprochen in diesem Film. Und wenn, dann werden die kargen Sätze bleischwer ausgewürgt. Besonders markant etwa in einer Szene, in der ein von Kopf bis Fuß verbranntes Häufchen Elend von Mensch minutenlang röchelnd um den Goldenen Schuß bettelt. Das alles ist zeitweise durchaus beeindruckend, insgesamt aber einen Tick zu langsam, zu zerdehnt erzählt. dealer_coverDer Einfluss Andrei Tarkowskis ist natürlich unverkennbar, auch wenn “Dealer” zu keinem Zeitpunkt die Tiefe des sowjetischen Meisters erreicht. Wer Filmen wie “The Machinist”, “Nuit Noire” und “La Feu Follet” etwas abgewinnen kann und damit zurecht kommt, dass Fliegauf die subjektive Perspektive derart radikalisiert, der könnte hieran Gefallen finden.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Dealer Land: Ungarn Jahr: 2004 Regie: Benedek Fliegauf Darsteller: Felícián Keresztes, Barbara Thurzó, Anikó Szigeti, Lajos Szakács Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★☆☆☆☆ 

VN:F [1.9.2_1090]
Leser: 7.5/10 (2 Bewertungen eingegangen)
Dealer, 7.5 out of 10 based on 2 ratings

2 Kommentare für "Dealer"

  1. 1 Mr.J. schrieb am Mittwoch, 9. September 2009 um 11:24 Uhr:

    Fand den film sehr gelungen.zu langsam? fand ich nicht(auch wenn er natürlich sehr langsam erzählt ist).wurde mal zeit das dieses Drogen Thema in diser Art beleuchtet wurde und nicht immer diese zu schnell geschnittene bullshit

  2. 2 bdm schrieb am Mittwoch, 9. September 2009 um 16:49 Uhr:

    Zu langsam, und auch zu lang. Die Version auf der deutschen DVD geht ja nur 135 Minuten, ursprünglich war der Film 160 Minuten lang. Ich fand aber, dass es auch so schon überflüssige Szenen gab, beispielsweise ganz am Anfang, bevor er zu diesem Sektenguru geht und man vor der Halle ohne Sinn- und Zweck diesen Typen telefonieren sieht. Solche Sachen. Im Endeffekt hätte es ein 90-Minüter auch getan, vor allem weil der Film im letzten Sinne ja keine philosophische Tiefe hat. Als Experiment kann man ihn natürlich nicht hoch genug einschätzen, und atmosphärisch funktioniert der Film ja auch. Die Drogen stehen meiner Ansicht nach dabei gar nicht im Mittelpunkt, er selbst nimmt doch gar keine. Es hat wohl eher einen Figur gebraucht, die sich frei durch die Stadt bewegen kann und dabei in kurzen Abständen verschiedene Leute trifft, da bietet sich ein Dealer natürlich an.

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