Das Wort
Carl Theodor Dreyer hat sich nie gescheut, auch schwierige Themen anzugehen. So auch in diesem Falle. Es geht, kurz zusammengefasst, um nichts Geringeres als die Frage, ob es Gott gibt, wie er wirkt und ob es noch zu Wundern kommen kann. Für einen solchen Stoff eignet sich der auf das Wesentliche konzentrierte Blick des Regisseurs hervorragend, einzig Ingmar Bergmann dürfte mit “Das Siebte Siegel“ ähnliche starke Bilder zu einer ähnlichen Thematik geschaffen haben. Als Träger der Botschaft dient ein kleines Gehöft in Dänemark Anfang des 20. Jahrhunderts, das von der angesehenen Familie Borgen bewirtschaftet wird. Ein Gottesglaube war in der damaligen zeit eine Selbstverständlichkeit und der allsonntägliche Kirchenbesuch ungeschriebenes Gesetz. Der Feind jedes Glaubens ist bekanntlich seine Ritualisierung, das Wiederkäuen alter Traditionen ohne diese zu hinterfragen. Mit diesem Umstand haben auch einige Familienangehörige zu kämpfen. Da ist der Patriarch Morten, ein Fels in der Brandung, der kein Stück an sich und seinem Glauben rütteln lässt. Gesegnet wurde er mit zwei Söhnen, Mikkel und Johannes. Mikkel, bezeichnen wir ihn einmal als stark Zweifelnden, hat wenig für den Glauben des Vaters übrig. Ganz im Gegenteil zu Johannes der sich nach einem Schock für niemand Geringeren als Jesus selbst hält. Als Mikkels Frau stirbt, bricht ein wahrer Sturm los. Wer hat Recht mit seiner Überzeugung: der gläubige Christ, der atheistische Arzt, der die Frau nicht retten konnte – oder doch Johannes, der jedem Einzelnen mit seinen Bibelzitaten treffsicher einen Spiegel vorhält? Brisant wird es, als Johannes behauptet, die verstorbene Frau wieder zum Leben erwecken zu können. Die Thematik spricht sicherlich nicht jedem zu. Dennoch brilliert Dreyer mit ausdrucksstarken Bildern und Dialogen, denen man sich nicht entziehen kann. “Das Wort” ist keine leichte Kost, kein einfacher Imbiss den man einfach so mitnimmt. Aber auf jeden Fall absolut sehenswert.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Ordet Land: Dänemark Jahr: 1955 Regie: Carl Theodor Dreyer Darsteller: Henrik Malberg, Emil Hass Christensen, Preben Lerdorff Rye Weitere Infos: IMDB, Amazon
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