Das siebente Siegel
In “Das siebente Siegel” bedient sich Ingmar Bergman einer Miniatur des europäischen Mittelalters um die essentiellen Fragen zu stellen, die er in so vielen seiner Werke immer und immer wieder gestellt hat: nach der Absurdität des menschlichen Daseins und dem richtigen Leben im Angesicht des Todes. Bildkompositorisch gleicht der Film einem Füllhorn mittelalterlicher Motive, wohingegen der philosophische Gehalt den geistigen Horizont des dargestellten 12. Jahrhunderts weit übersteigt und sich eindeutig am modernen Existenzialismus orientiert. Im Zentrum des Geschehens steht der Ritter Antonius Block (Max von Sydow), der auf einem Kreuzzug ins Heilige Land seinen Glauben verloren hat und mit verdüsterter Seele ins pestgeplagte Schweden heimkehrt. Als der Tod auch seine Seele einfordert, gelingt es ihm, den Knochenmann mit einer Partie Schach hinzuhalten, um Antworten auf seine quälenden Fragen zu finden. Unschwer zu erkennen, dass der ungläubige Protestant und Pfarrersohn Bergman sich in diesem rigorosen Sinnsucher selbst reflektiert. Die teils düsteren, teils heiteren Szenerien des Films werden von den unterschiedlichsten Gestalten bevölkert, die allesamt verschiedene Lebensentwürfe repräsentieren: Zyniker, Teufelsbündler, Hedonisten, fanatische Selbstgeissler. Doch nur eine einfache Gauklerfamilie befindet sich im Einklang mit dem Dasein – bezeichnend, dass Bergman sie am Ende als einzige überleben lässt, während der Tod alle anderen tanzenden Fußes aus der Welt führt. “Das siebente Siegel” ist reich an Filmbildern für die Ewigkeit: ein Juwel, das filmhistorisch ohne Vergleich dasteht.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Det sjunde inseglet Land: Schweden Jahr: 1957 Regie: Ingmar Bergman Darsteller: Max von Sydow, Bibi Andersson, Gunnar Björnstrand, Nils Poppe, Bengt Ekerot, Gunnar Olsson Weitere Infos: IMDB, Amazon
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