Das Schloss
Uninspirierter kann man sich eine Literaturverfilmung kaum vorstellen: in “Das Schloss” hält sich Michael Haneke penibel an den gleichnamigen Romanentwurf von Franz Kafka. Das geht dann sogar so weit, dass der Film mitten in der Szene zu Ende ist und uns eine Texttafel darüber in Kenntnis setzt, dass das Fragment just an dieser Stelle abbricht. Und dabei bietet es sich doch gerade beim vielseitig deutbaren Kafka an, seinen Text als Ausgangspunkt zu verstehen und im Film mit eigenen Interpretation und visuellen Ideen darüber hinauszugehen. Wie das aussehen könnte haben etwa Soderberghs “Kafka” und schon in den frühen 60er Jahren Orson Welles’ “Prozess” vorgemacht. Vom Geist dieser Filme ist Hanekes trostloser Versuch Welten entfernt. Er verfilmt die Geschichte des Landvermessers K. (Ulrich Mühe), der von einer ominösen Schlossherrschaft zum Dienst bestellt,
dann jedoch absurderweise nie dazu kommt, die Stelle anzutreten, auf die drögeste, biederste und langweiligste Weise die man sich nur vorstellen kann. Angefangen vom tristen, allem Anschein nach sehr preiswerten Set bis hin zum vollständigen Verzicht auf musikalische Untermalung ist “Das Schloss” ein altbackener, schulmeisterlicher Film der einem jedes Interesse sowohl an Kafka als auch an Haneke vergällt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Das Schloss Land: Deutschland, Österreich Jahr: 1997 Regie: Michael Haneke Darsteller: Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Frank Giering, Felix Eitner, André Eisermann Weitere Infos: IMDB, Amazon
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