Das Schlangenei
“Es ist wie bei einem Schlangenei: durch die dünne Membran sieht man bereits das vollständig ausgebildete Reptil”. Das ist der zentrale Satz in diesem düsteren, für Ingmar Bergman ungewöhnlich politischen Film. Eine etwas wackelige Thrillerhandlung dient als Gerüst für eine Analyse der deutschen Gesellschaft anno 1923 – zehn Jahre vor Hitlers Machtergreifung. Arbeitslosigkeit, Inflation, politischer Extremismus und blanke Angst grassieren in der aus den Fugen geratenen Weimarer Republik. Der amerikanisch-jüdische Zirkusartist Abel Rosenberg gerät unter Mordverdacht, nachdem mehrere Leute aus seinem Umfeld auf grausame Weise ums Leben kommen. Mehr zufällig als gewollt kommt er hinter das schreckliche Geheimnis eines merkwürdigen Krankenhauses. Auch wenn “Das Schlangenei” am Ende mit einer krassen Wendung überrascht: die Spannung steht hier nicht im Vordergrund. Bergman zieht es vor ein Stimmungsbild zu zeichnen, die Kamera durch Suppenküchen, Bordelle und Polizeistuben schweifen zu lassen. Das Setting ist gut gelungen und insgesamt sind hier wohl mehr Statisten zu sehen als in allen anderen Filmen des Schweden zusammen. Hauptdarsteller David Carradine und die leicht überagierende Liv Ullmann als einziges Nervenbündel von Schwester liefern eine solide Vorstellung ab. Nicht der beste Bergman-Film, aber schon allein aufgrund der Schlusssequenz sehenswert.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: The Serpent’s Egg Land: USA, Deutschland Jahr: 1977 Regie: Ingmar Bergman Darsteller: David Carradine, Liv Ullmann, Heinz Bennent Weitere Infos: IMDB, Amazon
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