Code: unbekannt
Kleine, eigentlich unbedeutende Ereignisse aus dem Alltag ganz normaler Menschen, scheinbar willkürlich zusammengewürfelt. Michael Haneke hat schon in “71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls” so gearbeitet, doch fehlt seinen kurzen Anrissen diesmal der höhere Zusammenhang. Die Kamera folgt einer beziehungsgestressten Schauspielerin, einem jungen senegalesischen Migranten und einer rumänischen Bettlerin durch Paris, fast beiläufig werden ihre Lebenssituationen skizziert. Doch haben die Geschichten in “Code: unbekannt” keinerlei innere Dramatik, sie sind austauschbar und belanglos. Ist es das, was uns dieser Film zeigen will? Die bedeutungslose Gewöhnlichkeit des Einzelnen im Moloch der anonymen Großstadt? Zumindest die Art der Schnitte würde dafür sprechen: die meisten Szenen enden abrupt, oft mitten im Satz. Man glaubt ohnehin zu wissen, wie die Gespräche sich weiterentwickeln werden und empfindet fast schon eine gewisse Dankbarkeit dafür, dass Haneke sie so konsequent verkürzt. Mit Juliette Binoche und Josef Bierbichler sind Mimen von Rang und Namen vertreten, deren Spiel erwartungsgemäß erstklassig ist,
über die mangelnde Substanz des Films aber letztlich nicht hinwegtäuschen kann. Denn: “Code: unbekannt” ist weder das oft beschrieene Kaleidoskop einer westlichen Gesellschaft noch ein psychologisch tiefblickendes Filmessay über zwischenmenschliche Beziehungen. Sondern nur ein wichtigtuerischer Streifen, den man emotional unbeteiligt zur Kenntnis nimmt und bald wieder vergessen hat.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages Land: Frankreich, Deutschland, Rumänien Jahr: 2000 Regie: Michael Haneke Darsteller: Juliette Binoche, Josef Bierbichler, Thierry Neuvic, Crenguta Hariton, Ona Lu Yenke Weitere Infos: IMDB, Amazon
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