Can a Song Save Your Life?
Über den Daumen gepeilt dauert ein Film im Durchschnitt 90-100 Minuten. In der Zeit kann viel passieren, eine Geschichte will sich erst entwickeln und dann möglichst zu einem Ende kommen und prinzipiell sollte man auch immer bis zum Schluss ausharren, ehe man sich sein Urteil bildet. Musik hingegen ist irgendwie unfair. Klassische Kompositionen mal außen vor gelassen – geht es um moderne Pop-/Rockmusik, so reichen oftmals nur Sekunden, um zu wissen, ob einem ein Song gefällt oder nicht. Wie aus dem Nichts überfällt einen eine eingängige Melodie, eine äußerst markante Stimme oder eine einprägsame Textstelle (meistens der Refrain) und wir sind gefangen. Die emotionale Unmittelbarkeit von Musik ist einfach nicht zu unterschätzen.
Da kommt dann auch “Can a Song Save Your Life?” ins Spiel, eine Komödie um eine in New York gestrandete Sängerin und einen einst erfolgreichen, jetzt erfolglosen Musikproduzenten. Man könnte an dieser Stelle aufhören, denn vielerorts dürften nun die Klischeealarmglocken klingeln und das sicher zu Recht. Einige gewisse Vorhersehbarkeiten im Plot und wenig innovative Figurenkonstellationen dürfte man dem Film sicher vorwerfen. Macht aber leider alles nix. Denn wenn die eigene Deckung des kritischen Blicks nur für eine Sekunde unten ist, dann gebraucht es für den Film auch nur ein paar Takte von Keira Knightleys lieblicher Stimme und ein imaginiertes Arrangement von Mark Ruffalo und schon ist es um einen geschehen. Ein angenehm wohliges Gefühl breitet sich im empfänglichen Herzen aus und lässt einen für die Dauer des Films nicht mehr los. Die Musik hat daran natürlich großen Anteil. Aber auch die angenehm elegante Inszenierung trägt dazu bei und hält alles auf äußerst unprätentiöse Weise auf den Boden der Tatsachen. Als Sahnehäubchen gibt es mit Knightley und Ruffalo zwei Charismatiker in den Hauptrollen. Sie überzeugt dabei nicht nur mit ihrer eigenen Gesangsstimme (man sollte keine Meisterleistung erwarten, aber sie liegt einfach angenehm im Ohr), sondern auch mit natürlicher und sympathischer Ausstrahlung. Er hingegen gibt leidenschaftlich den abgebrannten, aber höchst motivierten Förderer mit all seinen Ecken und Kanten.
So ist der Film dann wie ein guter, eingängiger Song. Vielleicht hatte man ihn nicht so gänzlich auf dem Schirm oder man war eher skeptisch. Und plötzlich muss man sich doch eingestehen, dass er einem gefällt. Und ehe man sich versieht, hat man gedanklich bereits die Repeattaste betätigt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Begin Again Land: USA Jahr: 2013 Regie: John Carney Darsteller: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Adam Levine Weitere Infos: IMDB, Amazon
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