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Brute Force: Zelle R 17

Samstag, 19. Juli 2014 · Autor: bdm

brute_force_scene“No one escapes, no one ever escapes” – wenn es für Jules Dassins 1947 entstandene Kreuzung aus Film noir und Gefängnisfilm irgendein Leitmotiv gibt, dann wohl dieses. Düster und nihilistisch bis auf die Knochen lässt der kurz darauf aus dem amerikanischen Filmbetrieb geschasste Regisseur “Brute Force” auf ein niederschmetterndes Finale zulaufen. Schikane in beengten Zuständen ist seit jeher die Essenz des Knastgenres, wobei die Figuren in diesem Fall überdurchschnittlich gut gezeichnet sind. Das gilt besonders für den zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und blankem Sadismus hin- und her schwankenden Oberaufseher Capt. Munsey (Hume Cronyn), der die Durchsetzungschwäche des überforderten Gefängnisdirektors bestens in seinem Sinne zu nutzen versteht. Die Stimme der Mäßigung und Vernunft wird von der Figur des Gefängnisarztes repräsentiert: ein Alkoholiker ironischerweise, willensschwach und machtlos auch er – es wäre kein Film noir, wenn es anders wäre. Im Zellentrakt auf der anderen Seite brodelt es indes gewaltig. Das Gefängnis ist überfüllt, Gewalt an der Tagesordnung, es gibt Tote und keine Lösung am Horizont. Zelle R17 wird unter dem Kommando von Joe Collins (Burt Lancaster) zum Epizentrum des Geschehens, hier schmieden sie Allianzen und Pläne für einen großen Ausbruch. Mittels Rückblenden stellt “Brute Force” die Rädelsführer vor und erweitert die Situation der Fremdbestimmtheit dabei geschickt auf die Welt jenseits der Mauern. Sackgassen und Zwangslagen haben diese Männer hinter Gitter gebracht und die Freiheit, die sie erlangen würden, wäre im Grunde doch nur ein Weg zurück in diese Sackgassen, also Gefangenschaft unter anderen Vorzeichen. So entzaubert Dassin erst die Hoffnung brute_force_coverund lässt dann auch alles andere vor die Hunde gehen. Die Revolte endet in einem Blutbad, bei dem das Wachpersonal wahllos in die Menge feuert und bei weitem nicht nur die Hauptcharaktere verrecken – ein brutales Finale, das im Hollywood von heute in dieser Rigorosität nichts weniger als undenkbar wäre.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Brute Force Land: USA Jahr: 1947 Regie: Jules Dassin Darsteller: Burt Lancaster, Hume Cronyn, Charles Bickford Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★☆☆ 

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Leser: 9.0/10 (1 Bewertung eingegangen)
Brute Force: Zelle R 17, 9.0 out of 10 based on 1 rating

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