Brief einer Unbekannten
Wien, irgendwann um 1900. Eine alte Stadt, durch die sinnschwanger die eigene, lange Geschichte wabert. In der sich vom Regen durchnässte Passanten die Nase an den Fenstern der Kaffeehäuser plattdrücken. Eine Welt, in der alles in Ordnung zu sein scheint – man könnte beinahe von der berühmten guten alten Zeit sprechen. Fast schon kitschig präsentiert Max Ophüls “sein” Wien. In dieser Fabelwelt verliebt sich die junge Lisa (Joan Fontaine) unsterblich in den Star-Pianisten Stefan (Louis Jourdan), der seine Frauenbekanntschaften offensichtlich wechselt wie seine Hemden. Davon lässt sich Lisa aber nicht abschrecken – und schon gar nicht ist sie von ihrem Plan abzubringen, ihren Märchenprinzen zu erobern. Regisseur Ophüls nimmt den Zuschauer auf eine sehr interessante Fahrt mit. Auf der ersten Ebene bzw. den ersten Blick wirkt “Brief einer Unbekannten” wie ein recht klassischer Liebesfilm, ohne dabei aber schnulzig zu sein. Je länger der Film geht, desto weniger sind die Dinge so wie zu sein scheinen; je mehr man in die Materie eintaucht, desto komplexer wird die Sache. Am Ende ist der Film dann eben auch ein Manipulationsversuch seiner manischen Ich-Erzählerin, die den Zuschauer für ihre Sicht der Dinge einzunehmen versucht. Kleine Details weisen darauf hin und es ist meisterhaft, wie Ophüls es schafft, die Spannung Stück für Stück zu steigern und gewissermaßen einen dunklen Schleier über das Geschehen zu legen. Ein absolut sehenswertes Liebesmelodrama, das man so nicht oft zu sehen bekommt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Letter from an Unknown Woman Land: USA Jahr: 1948 Regie: Max Ophüls Darsteller: Joan Fontaine, Louis Jourdan, Mady Christians Weitere Infos: IMDB, Amazon
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