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Beneath Clouds

Dienstag, 12. März 2013 · Autor: Reiskorn

beneath_clouds_sceneEigentlich ist der Film schon von 2002, doch im Rahmen der neuen Native-Programmsektion der Berlinale, die ihren Fokus auf indigenes Kino aus Australien, Ozeanien, Nordamerika und weiteren legt, wurde er nochmals gezeigt. Dabei könnte man “Beneath Clouds” als einen Berlinale-Veteranen bezeichnen: Eben auf dem 2002er Festival wurde Ivan Sens Langfilmdebüt als bester Erstling ausgezeichnet und auch Hauptdarstellerin Dannielle Hall durfte sich über einen Nachwuchsschauspielerpreis freuen. Beide Preise gehen dabei vollends in Ordnung, “Beneath Clouds” ist ein großartiges Road-Movie der leisen Gesten und Blicke zweier junger Menschen geworden. Lena ist ein weißes Mädchen mit irischem Vater und einer Aborigine-Mutter. Sie begibt sich auf die Suche nach ihrem Vater, der ihr einst eine Karte von Sidney aus geschickt hat, weshalb sie ihn dort vermutet. Gleichzeitig will sie dem Aborigine-Aspekt in ihrem Leben den Rücken kehren. Vaughn hingegen ist kompletter Aborigine-Abstammung und gerade aus der Jugendhaft entflohen, als er Lena trifft. Durch die gegebenen Umstände finden sich beide alsbald zu Fuß auf den Highways Australiens wieder. “Beneath Clouds” fängt dabei sehr schöne Bilder auf dem Weg der Beiden ein und auch die Musik, die teils von Sen selber komponiert wurde, liegt gut im Ohr. Dramaturgisch nimmt sich der Film jedwede Zeit, ohne jedoch zu langeweilen. Stück für Stück beleuchtet er die Beziehung der beiden orientierungslosen jungen Menschen und streut immer wieder kleinere Episoden ein, in denen sie einander näher kommen, als auch mit anderen kollidieren, stets auf ihrem Tramperweg Richtung Stadt. Dabei sind die Dialoge nur relativ spärlich gesät, häufig werden nur kurze Sätze gewechselt und es wird viel mit den Augen kommuniziert, wobei unter dieser Ruhe große Gefühle deutlich werden. Dabei tut sich insbesondere Dannielle Hall als Lena hervor. Ihre ausdrucksstarken blauen Augen saugen den Zuschauer sofort tief in die Geschichte des Films und in die Gefühls-und Gedankenwelt von Lena hinein. Da die Kamera oft genug auf ihrem Gesicht verweilt, bekommt man zur Genüge die Gelegenheit, in diesem zu lesen. Als Vaughn bringt der mittlerweile verstorbene Damian Pitt eine gewisse Raubeinikeit in diese Zufallsbegegnung, die oftmals an der kühlen Reserviertheit von Hall abprallt. Beide begegnen und behandeln einander fast durchweg mit einer gewissen Skepsis und Distanziertheit, Momenten der verhaltenen Annäherung folgen wieder kleinere Zwistigkeiten und es ist schon erstaunlich wie gut der Film über die beiden funktioniert, kann man doch zunächst keinen als reinen Sympathieträger identifizieren – zu denen werden sie erst im Laufe der Geschichte, die leise Fragen zu Identität, beneath_clouds_coverHerkunft und Rassismus stellt und behandelt. Am Ende, in einem höchst emotionalen Ende, sind sich beide so nah wie nie zuvor – nur für einen kurzen, flüchtigen Moment der Zärtlichkeit zwischen Tür und Angel. Dann schließen sich die Türen und für die eine Person ist die Reise zu Ende. Für die andere geht sie weiter. Schweren Herzens.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Beneath Clouds Land: Australien Jahr: 2002 Regie: Ivan Sen Darsteller: Dannielle Hall, Damian Pitt, Jenna Lee Connors Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★★☆ 

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