Avatar – Aufbruch nach Pandora
Mit “Avatar” schlägt James Cameron, wenn man den technischen Aspekt betrachtet, ein neues Kapitel in der Kinogeschichte auf. Extra für diesen Film entwickelte er einen neuartigen Kameratyp, der den 3D- und animierten Sequenzen den nötigen Realismus geben soll. Die Bastelarbeiten im heimischen Keller haben sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Optik ist das Pfund schlechthin – ob jetzt alles wirklich so realistisch wirkt, muss jeder für sich selber entscheiden. Man merkt eben doch, dass hier und da reichlich mit dem Computer gearbeitet wurde und darf gespannt sein, wann dieser Unterschied nicht mehr auszumachen sein wird. Hätte sich Cameron jetzt noch genauso so viel Zeit für den Plot und die Botschaft genommen – der Film wäre ein ganz Großer. Leider passt die Handlung auf einen x-beliebigen Schmierzettel und wohl jeder halbwegs begabte Drehbuchschreiber hätte sich dieses Geschichtchen in wenigen Minuten aus dem Ärmel geschüttelt. Im Grunde wärmt Cameron nur alte, längst bekannte Materie wieder auf, mixt sie neu und stülpt ihr ein attraktives Kleid über. Die Menschheit auf der Erde hat es nicht geschafft, mit ihren Rohstoffen auszukommen und so hat es sich ein skrupelloser Konzern zur Aufgabe gemacht fremde Planeten zu erschließen und auszubeuten. Nun trifft es also Pandora, der tief in seinem Inneren den wertvollen Rohstoff Unobtanium trägt. Dummerweise wird der Planet von den Na’vis bewohnt, einer sehr natur- und umweltverbundenen Kultur. Diese stemmt sich natürlich mit aller Macht gegen den Raubbau. Unterstützung erhalten sie von einigen wenigen Erdlingen, die die fremde Kultur lieber erforschen und die Ureinwohner dann umsiedeln wollen, anstatt sie abzuknallen. Cameron war so frei, gleich einige aktuelle wie längst vergangene Themen in sein Werk einfließen zu lassen. Da wäre z.B. der rücksichtslose Abbau von Rohstoffen ohne auf dessen Aus- und Nachwirkungen zu achten. Dann noch das Einfallen einer hochtechnologisierten Zivilisation, die eine schwächere ausbeutet. Das erinnert sehr stark an die Europäer, die die amerikanische Urbevölkerung bekämpft und stark dezimiert haben und, ganz aktuell natürlich an das Einrücken der US-Army und deren Verbündeter in den Irak und Afghanistan. Diese offensichtlichen Parallelen wird wohl keiner leugnen können. Was aber wirklich auf die Nerven geht, ist das alte Bild des guten Wilden, der eigentlich nur in Ruhe leben will, vor allem aber einssein möchte mit Mutter Natur. Diesem Ammenmärchen räumt Cameron zu viel Platz ein, ständig bekommt man diese simple Botschaft mit dem Holzhammer eingebläut. Natur gut, Mensch schlecht. Wenn der werte Regisseur sich auch nur ein bisschen an das halten würde, was er hier predigt, dann wäre statt eines solchen durch und durch künstlichen, millionenschweren Films wohl nur ein jämmerliches Daumenkino entstanden. Bei der kommenden Fortsetzung, früher oder später wird es wohl so weit sein, bitte weniger billige Ideologie und mehr brauchbaren Inhalt. Ansonsten passt es doch.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Avatar Land: USA, UK Jahr: 2009 Regie: James Cameron Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver Weitere Infos: IMDB, Amazon
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