A History of Violence
Ein redlicher Familienvater wird von den Schatten seiner dunklen Vergangenheit eingeholt: die Geschichte, die David Cronenberg hier erzählt ist weder neu noch sonderlich originell. Doch die Art und Weise wie er den Einbruch der Gewalt in das traute, idyllische Kleinstadtleben zeigt, unterstreicht einmal mehr den Ausnahmestatus des kanadischen Regisseurs. Behutsam werden Spuren gelegt: da ist der Albtraum eines Kindes, da sind die scheinbar belanglosen, jedoch doppeldeutigen Alltagsgespräche, die schon früh am Lack der bürgerlichen Fassade kratzen und das Kommende erahnen lassen. Besonders markant zeigt Cronenberg den Stimmungsumschwung anhand zweier offenherziger Sexszenen. Wo Ted (Viggo Mortensen) und seine noch ahnungslose Frau Edie (Maria Bello) sich zu Beginn auf verspielte, neckische Art lieben, klammern sie sich später beim halsbrecherischen Akt auf einer Treppe in einem Gefühlswirrwarr aus Liebe und Abscheu aneinander wie Ertrinkende. Erst spät und auch nur unwillig bekennt sich Ted zu seinem alten Ich:
zu nächtlicher Stunde huscht er aus dem Haus um ein für allemal reinen Tisch zu machen. “A History Of Violence” ist schwerer Stoff: ein typischer Cronenberg voller exzessiver, verstörender körperlicher Gewaltszenen. Aber es gibt auch humorvolle Momente – so subtil gehalten allerdings, dass sie der düsteren Atmosphäre keinen Abbruch tun. Dieses virtuose Spiel auf der Klaviatur der Stimmungen macht die Klasse des Films aus.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: A History of Violence Land: USA, Deutschland Jahr: 2005 Regie: David Cronenberg Darsteller: Viggo Mortensen, Mara Bello, Ed Harris, William Hurt Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Die fragwürdige Moral am Ende des Films erwähnst du nicht mal? Hätte gedacht dass gerade diese dir sauer aufstößt.
Wie kommst du denn darauf? Ich habe mich noch nie für politisch korrektes Kino stark gemacht. Filme dürfen bei mir alles, bis auf eines: mich für dumm verkaufen.