14-18: Europa in Schutt und Asche
Der erste Weltkrieg in Farbe: “14-18″ von Jean-Francois Delassus erzählt das, was Historiker die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts genannt haben, aus der Sicht eines (fiktiven) französischen Frontsoldaten. Diese Art der Annäherung an den bis dahin verheerendsten innereuropäischen Krieg lässt die Komplexität der politischen Gemengelage natürlich in den Hintergrund rücken. Das Hauptaugenmerk gilt dem Geschehen an der deutsch-französischen Front, hier gelingt es dem Film auf hervorragende Weise ein Stimmungsbild jener Zeit zu vermitteln. “14-18″ beschreibt eine Fieberkurve der Gefühle: vom trunkenen Kriegstaumel zu Beginn bis zum Irrsinn der Schützengräben von Verdun. Das Bildmaterial ist erstklassig, durch die in Farbe getauchten Szenen von wirklich brutaler Direktheit – und die eigentliche Kriegsnacherzählung trifft, was keine Selbstverständlichkeit ist, genau den richtigen Ton: kein Pathos, kein dramatischer Eifer, nein, schmerzvolle Ironie. Die Ausgangsthese des Films ist nicht neu: es war ein Krieg, der erst allgemein herbeigesehnt und später willentlich aufrechterhalten wurde. Dementsprechend ausgewogen und (durch den zeitlichen Abstand) versöhnlich fällt seine Schilderung aus. Die französische Propaganda, die den Feind als Untermenschen darstellte, findet ebenso Erwähnung, wie die von deutschen Truppen begangenen Gräueltaten an der belgischen Zivilbevölkerung. Bei einer Laufzeit von nur 100 Minuten lässt der Film natürlich erhebliche Lücken offen, aber dennoch: so hat man den Krieg, der für die europäische Weltvorherrschaft den Anfang vom Ende bedeuten sollte, noch nie gesehen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: 14-18, le bruit et la fureur Land: Frankreich, Belgien Jahr: 2008 Regie: Jean-François Delassus Weitere Infos: IMDB, Amazon
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