carlito hat geschrieben:Was schaut ihr euch auch für nen Kack an Leute, echt jetzt? Zuerst Serbian Movie und dann der Scheiss. Ich hatte mal nen Kurzbericht zum Film gelesen vor paar Jahren, weiß nimmer wann genau. Jedenfalls gings eben um die Erniedrigung von Kindern im Film, wie die nen Teller voller Nägel aufgetischt bekommen und Exkremente und was weiss ich für ne kopfgefickte Scheisse. Und da war mir sofort klar, den schaust du dir nie im Leben an. Ende, Schluss, Aus...niemals, Punkt. Das geht mir dann einfach zuweit, versteh dann auch nicht was sich die Filmfritzen bei sowas denken. Da guck ich mir lieber Bambi an und wie das kleine um seine Mama flehnt und mach auf heile Welt als den Rotz.
Also was diese ganzen Torture Porn Streifen angeht, die eigentlich nur den einzigen Sinn und Zweck haben, härter zu sein als ihre Vorgänger, stimme ich dir zu. Aber an dieser Stelle muss ich mal eine Lanze für Pasolini und die "120 Tage von Sodom" brechen. Man kann von dem Film ja halten was man will, aber ihn auf eine Stufe mit "Hostel", "A Serbian Film" usw. zu stellen ist einfach falsch.
Seinem Anspruch nach ist der Pasolini-Streifen eine Analyse des Faschismus in Italien, oder, allgemeiner, eines x-beliebigen totalitären Systems. Fest steht auf jeden Fall, dass der Film damals (1975) ein extremer Schocker gewesen sein muss, und dass aus zwei Gründen. Zum einen hatte man so etwas bis dahin noch nie auf einer Kinoleinwand gesehen. Und zum anderen war Pasolini ja nicht irgendwer, sondern einer der bekanntesten und meinungsstärksten Intellektuellen des Landes.
Der Kerngedanke seines Werks ist der, dass der kapital- und konsumorientierte Konformismus seiner Zeit eine zwar gewaltfreie, aber letztlich nicht minder zerstörerische neue Form von Faschismus darstellt. "Die 120 Tage von Sodom" muss man als eine Art Weckruf ansehen: die Greuel des alten Faschismus sollen für den Aufstieg des neuen sensibilisieren. Davon abgesehen nimmt der Film in den letzten Höllenkreisen dann ja auch deutlich Abstand vom Geschehen, die schlimmsten Folterszenen sind man nur noch durch ein Fernglas, es ist also überhaupt nicht so, dass er mit der Kamera immer voll draufhängt.
Ich habe einige Sachen von ihm gelesen und die meisten seiner Filme gesehen und kann mit Pasolini nicht viel anfangen. Aber in eine Reihe mit irgendwelchen jungen Filmemachern gestellt zu werden, die sich halt mal einen Gewaltkick geben wollen, das hat er nicht verdient...
Die "120 Tage" aka "Salo" ist nebenbei bemerkt einer der wenigen Filme, in dem Gewalt überhaupt keine optischen Schauwerte bietet und deswegen nicht attraktiv wirkt, sondern einfach nur hässlich, stumpf, langweilig, würdelos, abstoßend... und genau deshalb wirkt er auch heute noch
anders.
Hier mein Review:
http://movie-shack.de/die-120-tage-von-sodom.html