Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Alles zu aktuellen und kommenden Filmen auf der Leinwand.

Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon bdm » Di 9. Jun 2009, 11:11

Julie Delpy hat das Leben der ungarischen "Blutgräfin" Bathory (1560 bis 1614) verfilmt, die als eine der schlimmsten Serienmörderinnen der Geschichte gilt und dutzende junger Mädchen auf dem Gewissen gehabt haben soll. Im Jahr 1729 taucht die erste Quelle auf, die besagt, dass Bathory sich im Blut ihrer Opfer gebadet oder es getrunken haben soll, um sich dadurch zu verjüngen. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist fraglich, das wirkliche Geschehen lässt sich wohl nie mehr ganz rekonstruieren.

Ein hochinteressanter Stoff also, den Delpy (die auch die Hauptrolle spielt) uns allerdings als plumpes Emanzipations-Märchen verkaufen will. Eine Frau, die gegen die Konventionen ihrer Zeit aufbegehrt und sich nicht mit einer von Männern dominierten Welt abgeben will blablabla... Daniel Brühl huscht auch noch durch's Bild und gibt den strammen Jungliebhaber. Was sollen diese zwanghaften Love Stories immer??? :down:

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn in Historienfilmen moderne Gedanken in die Vergangenheit projiziert werden. Das ist nicht nur naiv sondern auch grob geschichtsverfälschend - und man wird den Eindruck nicht los, Menschen der Gegenwart in bunten Kostümen ein absurdes Theaterstück aufführen zu sehen. Das ist in fast allen Historienfilmen der Fall, von "Königreich der Himmel" über "Gladiator" bis zu den unzähligen Mantel-und-Degen-Filmen. Als prominentes Gegenbeispiel könnte man "Barry Lindon" von Stanley Kubrick nennen, das ist wirklich ein Trip in eine andere Zeit, in der die Menschen sich völlig unverständlich und aus heutiger Sicht irrational verhalten.

Ich werde ihn mir trotzdem anschauen, die Erwartungen tendieren aber gegen Null.

Bild

http://www.youtube.com/watch?v=X-2UefpSpjM

Weitere Infos zur realen Bathory: http://de.wikipedia.org/wiki/Erzs%C3%A9bet_B%C3%A1thory
Benutzeravatar
bdm
 
Beiträge: 919
Registriert: Mo 16. Feb 2009, 23:48



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon bdm » Di 9. Jun 2009, 11:19

Hier noch ein Interview zum Film:

http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 108351.xml

Tausende von Frauen starben als Hexen im 16. und 17. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen, nur weil Männer Angst vor ihrer Macht hatten und sie deshalb ausschalteten.


:freak:

Manchmal sollten Schauspieler einfach ihren Text aufsagen und sonst die Fresse halten.
Benutzeravatar
bdm
 
Beiträge: 919
Registriert: Mo 16. Feb 2009, 23:48



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon Neonknight » Di 9. Jun 2009, 12:09

Selbst als großer Geschichtsfan muss ich sagen: Geht gar nicht!! :D
Benutzeravatar
Neonknight
 
Beiträge: 220
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 08:25
Wohnort: Stuttgart



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon Mr.J. » Do 11. Jun 2009, 17:53

was mich bei diesem film genre immer mehr interessiert ist wo den die grenze gezogen wird ob es sich nun um einem historien film handelt oder ob es in richtung mystery und fiktion geht.
ich meine wie weit darf man historische fakten, die es ja manchmal durchaus gibt, verfälschen und dann immer noch behaupten das es sich um einen film handelt der auf wahren begebenheiten usw. basiert?
Benutzeravatar
Mr.J.
 
Beiträge: 237
Registriert: Di 17. Feb 2009, 17:11



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon criticscritic » Fr 12. Jun 2009, 12:02

Mr.J. hat geschrieben:was mich bei diesem film genre immer mehr interessiert ist wo den die grenze gezogen wird ob es sich nun um einem historien film handelt oder ob es in richtung mystery und fiktion geht.
ich meine wie weit darf man historische fakten, die es ja manchmal durchaus gibt, verfälschen und dann immer noch behaupten das es sich um einen film handelt der auf wahren begebenheiten usw. basiert?

genau darüber hatte ich erst vor kurzem ein gespräch mit mehreren leuten, nachdem wir uns die mini-serie "john adams" angesehen haben :D

der film die gräfin interessiert mich mal gar nicht. man kann eigentlich auch sagen, dass (gute) historienfilme so langsam aussterben...
Bild
Benutzeravatar
criticscritic
 
Beiträge: 188
Registriert: Mo 16. Feb 2009, 20:46



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon Mr.J. » Fr 12. Jun 2009, 15:24

criticscritic hat geschrieben:
Mr.J. hat geschrieben:was mich bei diesem film genre immer mehr interessiert ist wo den die grenze gezogen wird ob es sich nun um einem historien film handelt oder ob es in richtung mystery und fiktion geht.
ich meine wie weit darf man historische fakten, die es ja manchmal durchaus gibt, verfälschen und dann immer noch behaupten das es sich um einen film handelt der auf wahren begebenheiten usw. basiert?

genau darüber hatte ich erst vor kurzem ein gespräch mit mehreren leuten, nachdem wir uns die mini-serie "john adams" angesehen haben :D

quote]

und zu welchem schluss seid ihr gekommen?
Benutzeravatar
Mr.J.
 
Beiträge: 237
Registriert: Di 17. Feb 2009, 17:11



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon bdm » Mo 15. Jun 2009, 12:37

Mr.J. hat geschrieben:was mich bei diesem film genre immer mehr interessiert ist wo den die grenze gezogen wird ob es sich nun um einem historien film handelt oder ob es in richtung mystery und fiktion geht.
ich meine wie weit darf man historische fakten, die es ja manchmal durchaus gibt, verfälschen und dann immer noch behaupten das es sich um einen film handelt der auf wahren begebenheiten usw. basiert?


Die Grenze zieht wohl jeder dort, wo er es für richtig hält. Soll ja auch Leute geben die Filme wie "Illuminati" und "Sakrileg" für historisch fundiert halten. Andere geben sich mit einer historisch korrekten Ausstattung zufrieden. Da gibt es keine Faustregel. :hehe:

Für mich sind so gut wie alle Historienfilme fiktive Erzählungen, so etwas wie moderne Legenden. Da gibt es gute und schlechte Erzählungen, das steht aber nicht zur Debatte. Die am meisten verbreiteten "Fehler", die eigentlich in jedem Historienfilm zu finden sind, sind meiner Meinung nach folgende:

1) komplexe Zusammenhänge werden rigoros vereinfacht und zuschauergerecht zusammengestutzt damit sie in einen spannenden Plot passen

2) es wird unterschlagen, dass die Menschen früherer Epochen einen anderen Welthorizont hatten und in in anderen Wertsystemen lebten (die durchaus gesellschaftlich akzeptiert waren). Daraus folgt, dass der Held des Films oft mit Vorstellungen durch die Filmvergangenheit streift, die eigentlich aus dem jeweiligen Aufnahmejahr stammen. Jede Zeit konstruiert ihre Vergangenheit, womit wir beim dritten Punkt wären.

3) Aktuelle gesellschaftliche Diskurse werden auf vergangenes Geschehen projiziert - wie hier, wo aus der Bathory eine frühe Emanze gemacht wird. In den 40er Jahren hätte man das Thema anders verfilmt. Allein schon die klassische Love-Story, die ja in fast jedem Historienfilm auftaucht ist ja vor allem ein Kind der seit der Romantik vorherrschenden bürgerlichen Vorstellung von Liebe. Historienfilme suggerieren aber, dass Liebe, Moral, Werte, Menschenrechte zumindest dem Anspruch nach zu allen Zeiten gleich aussahen.

Die Vorstellung, dass man es beispielsweise in der Antike durchaus angemessen und richtig fand, das ein Mensch in einer Machtposition schlicht ein höheres und besseres Wesen war als seine Untergebenen, findet man eigentlich in keinem einzigen historischen Film. Wenn eine Figur so dargestellt wird, gibt es immer auch einen Gegenspieler, der Einspruch erhebt und damit unsere Wertvorstellungen repräsentiert.
Benutzeravatar
bdm
 
Beiträge: 919
Registriert: Mo 16. Feb 2009, 23:48



Re: Die Gräfin (Erzebeth Bathory)

Beitragvon criticscritic » Do 18. Jun 2009, 08:03

Mr.J. hat geschrieben:
und zu welchem schluss seid ihr gekommen?

naja zu einem "ergebnis" sind wir nicht wirklich gekommen :zahn_king:
meine meinung ist halt, dass auch bei reinen historienfilmen teilweise fiktion dabei ist, da ja einige dialoge oder nebenereignisse auch (je nach drehbuch) erfunden werden. deshalb komm ich zu dem schluss, dass alle filme die als basis ein historisches ereignis oder eine historische person haben, auch "auf einer wahren begebenheit" bestehen.
glaube die meißten filme wären auch eher uninteressant, wenn da nur die tatsächlichen fakten aufgezählt werden. wenn man sich sowas geben will, soll man lieber paar schöne dokumentationen anschauen. ;-)
Bild
Benutzeravatar
criticscritic
 
Beiträge: 188
Registriert: Mo 16. Feb 2009, 20:46




Zurück zu Im Kino

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste

cron