criticscritic hat geschrieben:kein inhaltsspoiler, aber wer den film noch nicht gesehen hat und gar nichts wissen will sollte nicht weiterlesen: also als erzrassisten würd ich ihn auch am anfang des filmes nicht bezeichnen, sondern einfach jemand der halt etwas nicht kennt und zusätzlich durch den tod seiner frau sehr verbittert ist und genau deswegen halt rassistische und abwertende äußerungen von sich gibt. kommt ja in den usa häufig vor, dass irgendwelche hinterwäldler vorurteile haben gegenüber sachen/menschen die sie nicht kennen (ähnlich ist das natürlich auch bei vielen bauern hier in deutschland). ähnlich wie in the visitor lernt der alte, arrogante sack dann die gewohnheiten und verhaltensweisen einer anderen kultur kennen und ändert folglich seine einstellung. deshalb find ich die geschichte nicht wirklich übertrieben. nur beim ende hast du schon recht... das ging doch etwas zu weit, aber trotzdem meiner meinung nach auch kein schlechtes ende.
Ja gut, er vertritt keine rassistische Ideologie, aber das tun ja auch längst nicht alle Rassisten. So gesehen hast du natürlich Recht.
Wobei man Film anscheinend auch ganz anders auffassen kann. Auf einem politisch eher rechts gerichteten Blog (den ich interessehalber verfolge) wurde die Grundaussage des Films so dargestellt, dass Eastwood mit diesem Film zeigen will, wie Migrationsprobleme am besten anzupacken sind. Als Beispiel diente dem Schreiber die Geschichte mit dem Nachbarsjungen: der wird ja an die Hand genommen und bekommt die amerikanischen Grundwerte ("Glücklich durch Leistung" etc.) beigebracht. So gesehen bewegt sich Eastwood nur insofern auf die Einwanderer zu, als dass er honoriert, dass sie amerikanisches Gedankengut adaptieren. (vergleiche auch die schlagfertige Studentin, die ja die einzige ist die ihm Kontra geben kann und daher auch von ihm respektiert wird).
Das habe ich heute zufälligerweise so ähnlich auch in einer Rezension auf artechock.de gelesen:
So wird beispielsweise in der Darstellung der Gangmitglieder, die sozusagen der eigentliche Motor der Geschichte sind, absolut oberflächlich verfahren: Sie sind und bleiben negative Figuren, auf deren Motivation oder Probleme sich der Film nicht im geringsten einlassen will. Auch die spätere Lehrerfigur, die Walt Kowalsky dem Nachbarsjungen Thao gegenüber einnimmt, ist im Grunde fragwürdig, da dieser zunächst beigebracht bekommt wie ein Mann zu fluchen und genau die rassistischen Sprüche lernt, die Kowalskys Weltsicht ein Leben lang geprägt hat. Im Grunde heißt es hier: Amerika verändert sich, aber die guten alten amerikanischen Werte lassen sich nicht verderben. Eine trügerische Idylle wird aufgebaut, und wer den Film nicht als reine Unterhaltung sieht, bekommt ein recht seltsames Weltbild präsentiert, das gerade zu einer globalisierten Welt einfach nicht passen will.
http://www.artechock.de/film/text/kritik/g/grtori.htmAber selbst
wenn es so sein
sollte: Ich persönlich sehe das entspannt, manche Filmkritiker haben einfach auch einen sehr eingeschränkten Blickwinkel und schreien gleich den Weltuntergang herbei wenn mal eine Meinung präsentiert wird die nicht unbedingt dem Mainstream oder den eigenen Ansichten entspricht. Leider häufen sich diese Rufe nach "politisch korrektem" Kino. Ich kann mich sogar an eine Rezension zu "Casino Royale" erinnern, in der den Machern ein unterschwelliger Rassismus unterstellt wurde, weil bei der Baustellen-Verfolgungsjagd ganz am Anfang der schwarze Verfolger angeblich den wendigen Eindruck eines Affen (O-Ton) macht... völlig absurd.
Verdammte Gutmenschenbrut