Ingmar Bergman (1918-2007)

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Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon bdm » Di 16. Feb 2010, 17:58

Da Till Interesse bekundet hat, mache ich einfach mal einen Thread zu seiner Person auf. Ingmar Bergman, der wohl bekannteste schwedische Regisseur, hat über 50 Jahre lang Filme gedreht und dem Kino den ein oder anderen Klassiker beschert.

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Hier eine Auswahl seiner Filme, der Einfachheit halber von Wikipedia kopiert. Ich hab längst nicht alle gesehen, vielleicht legt Arthaus ja nochmal nach, vor allem die ganz frühen Filme würden mich interessieren...

* 1946: Krise (Kris)
* 1946: Es regnet auf unsere Liebe (Det regnar på vår kärlek)
* 1947: Schiff nach Indialand (Skepp till India land)
* 1948: Hafenstadt (Hamnstad)
* 1948: Gefängnis (Fängelse)
* 1949: Durst (Törst)
* 1950: Einen Sommer lang (Sommarlek)
* 1950: An die Freude (Till glädje)
* 1952: Die Sehnsucht der Frauen (Kvinnors väntan)

* 1952: Die Zeit mit Monika (Sommaren med Monika)... neorealistisch angehauchter Film über zwei jugendliche Ausreißer, gehobener Durchschnitt

* 1953: Abend der Gaukler (Gycklarnas afton)... relativ unbedeutendes Frühwerk über die Leiden einer Zirkustruppe

* 1954: Lektion in Liebe (En lektion i kärlek)
* 1955: Frauenträume (Kvinnodröm)

* 1955: Das Lächeln einer Sommernacht (Sommarnattens leende)... lockere Gesellschaftskomödie mit melancholischem Grundton

* 1957: Das siebente Siegel (Det sjunde inseglet) ... bildgewaltige Parabel über das Möglichkeiten des Lebens im Angesicht des Todes, mit Max von Sydow

* 1957: Wilde Erdbeeren (Smultronstället)... wieder die ganz großen Fragen: ein alter Prof. zieht Bilanz über sein Leben, meisterhaft gefilmt, vor allem die Traumszenen

* 1958: Das Gesicht (Ansiktet) ... Reflektion über die Kunst, wieder am Beispiel einer Gauklertruppe, in dieser starken Phase eher ein Aussetzer

* 1959: Die Jungfrauenquelle (Jungfrukällan)... wortkarge, stilistisch reduzierte Verfilmung einer alten schwedischen Legende, die zentrale Vergewaltigungsszene wurde damals heftig diskutiert

* 1960: Das Teufelsauge (Djävulens öga) ... nette, recht bissige Komödie über Don Juan, der aus der Hölle wieder auf die Erde geschickt wird um eine Jungfrau zu verführen, kursiert in Dtl. auch unter dem Titel "Die Jungfrauenbrücke"

* 1961: Wie in einem Spiegel (Såsom i en spegel)... Kammerspiel über eine Frau, die dem Wahnsinn verfällt. Gute Dialoge und Bilder

* 1962: Licht im Winter (Nattvardsgästerna) ... sehr zähes Drama über einen Pfarrer der seinen Glauben verliert. Fand ich übermäßig anstrengend, weil zu langsam

* 1963: Das Schweigen (Tystnaden) ... einer der großen Skandalfilme der 60er Jahre, gleichzeitig aber auch eine gelungene, formstrenge Meditation über Existenz und Entfremdung

* 1964: Ach, diese Frauen (För att inte tala om alla dessa kvinnor)... wollte er sich von "Das Schweigen" erholen? Dummer, unlustiger Versuch einer Geschlechterkomödie

* 1966: Persona ... beeindruckendes Psychogramm mit außergewöhnlichen Regieeinfällen. Als höhnischer Kommentar zu den Diskussionen um "Das Schweigen" ist am Anfang für Sekundenbruchteile ein erigierter Penis zu sehen. Von wegen "Fight Club" und so... :hihi:

* 1968: Die Stunde des Wolfs (Vargtimmen) ... expressionistische Wahnsinnstudie zwischen Drama und Horror

* 1968: Schande (Skammen)... düsteres Drama über zwei Menschen die im Krieg seelisch vor die Hunde gehen

* 1968: Der Ritus (Riten)... sehr schwer zugänglicher, eigenwilliger Film. Die auftretenden Personen repräsentieren Teile von Bergmans eigener Psyche...

* 1969: Passion (En Passion)... und wieder eine zerbrechende Zweierbeziehung, sehr gut gespielt, aber inhaltlich nur wenig Neues...

* 1973: Schreie und Flüstern (Viskningar och rop) ... sehr ausgefallen, aber auch sehr langsam inszenierter Abstieg in die weibliche Psyche

* 1973: Szenen einer Ehe (Scener ur ett äktenskap) ... Bergmans Abgesang auf die Ehe, damals ein Riesenerfolg, aber mittlerweile doch SEHR in die Jahre gekommen

* 1974: Die Zauberflöte (Trollflöjten)

* 1976: Von Angesicht zu Angesicht (Ansikte mot ansikte) ... und wieder eine Frau mit schweren pychischen Problemen ... sehr lethargisch und irgendwo auch selbstwiederholend

* 1977: Das Schlangenei (The Serpent's Egg) ... überzeugendes Porträt der späten Weimarer Republik, in eine etwas wackelige Thrillerhandlung gepackt

* 1978: Herbstsonate (Höstsonaten)
* 1980: Aus dem Leben der Marionetten

* 1982: Fanny und Alexander (Fanny och Alexander)... ich habe ihn seit Ewigkeiten bei mir rumliegen, bin bis jetzt aber noch nicht dazu gekommen: 309 Minuten Spielzeit können schön abschreckend sein. Laut Mr. J jedoch ein großartiges Familienepos in dem noch einmal alle für Bergman typischen Themen auftauchen. Steht bei metacritics.com nach 8 Kritiken zum DVD-Re-Release übrigens bei 100/100 Punkten :hihi:

* 1983: Nach der Probe (Efter repetitionen)
* 1996: Dabei: Ein Clown (Larmar och gör sig till)
* 2003: Sarabande (Saraband)
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Mr.J. » Di 16. Feb 2010, 19:40

Es gibt wohl äußerst wenige Regisseure die eine solche Dichte guter Filme vorzuweisen hat. Klar "ausrutscher" sind natürlich auch dabei.

Gehe soweit zu behaupten das wer Bergman nicht gut findet bzw. ihm nichts abgewinnen kann keinen blassen Schimmer vom Film hat.Vielleicht ein bisschen engstirnig ;-)
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Till » Di 16. Feb 2010, 20:04

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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon bdm » Mi 17. Feb 2010, 12:21

Mr.J. hat geschrieben:
Gehe soweit zu behaupten das wer Bergman nicht gut findet bzw. ihm nichts abgewinnen kann keinen blassen Schimmer vom Film hat.Vielleicht ein bisschen engstirnig ;-)


Quatsch, das bleibt ja immer noch Geschmacksache, schon allein weil die Themen seiner Filme eher schwierig/speziell sind. Aber was die filmischen Qualitäten angeht gibt's natürlich nichts zu diskutieren. Bergman und Antonioni sind so etwas wie die Säulenheiligen des europäischen Dramenkinos, absolut wegweisend für alles was danach kam. Gerade in den aktuellen Filmen der Berliner Schule sieht man ihren Einfluss ja überdeutlich...


@Till: Einen Film über Bergmans Leben stelle ich mir eher uninteressant vor, er hat ja lange Zeit sehr zurückgezogen gelebt:

Ingmar Bergman starb am 30. Juli 2007 im Alter von 89 Jahren in seinem Haus auf der Ostseeinsel Fårö, wo er seit 1965 seinen Hauptwohnsitz hatte. Bergman hatte auf seiner Zufluchtsinsel Fårö ein eigenes Kino in einer Scheune, und jeden Film, den er sehen wollte, schickte ihm das Schwedische Filminstitut zu.
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon DerSupertramp » So 14. Mär 2010, 19:23

Ich kenne bis jetzt nur "Wilde Erdbeeren". Den hab ich gesehen als er letzten Monat auf Arte lief. Das war einer dieser Filme, die, trotz der ständigen Hochlobungen von allen Seiten, locker an die Erwartungen rankommen. Einfach großartig.

Bergman steht schon viel zu lange nur auf meiner Liste. Langsam muss die Arthaus Box her!
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon bdm » Mi 17. Mär 2010, 15:30

DerSupertramp hat geschrieben:Ich kenne bis jetzt nur "Wilde Erdbeeren". Den hab ich gesehen als er letzten Monat auf Arte lief. Das war einer dieser Filme, die, trotz der ständigen Hochlobungen von allen Seiten, locker an die Erwartungen rankommen. Einfach großartig.

Bergman steht schon viel zu lange nur auf meiner Liste. Langsam muss die Arthaus Box her!


Ich finde die Boxen, die es bei amazon gibt, nicht sehr gut zusammengestellt, hol dir die guten Filme lieber einzeln. Wobei, jetzt am 15. April erscheint die zweite Arthaus Box, wenn man sich beide holt ist man auch ganz gut bedient, ist halt nicht gerade billig...
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Till » Fr 21. Mai 2010, 18:31

bdm hat geschrieben:* 1959: Die Jungfrauenquelle (Jungfrukällan)... wortkarge, stilistisch reduzierte Verfilmung einer alten schwedischen Legende, die zentrale Vergewaltigungsszene wurde damals heftig diskutiert


Den hab ich heute bekommen und hab den bei bester Gelegenheit gleich reingelegt. Sehr guter Film. Die Vergewaltigungsszene wirkt heute nur lächerlich, muss man einfach mal so sagen. Ansonsten hat der Film auch die ein oder andere Längen (z.B. als sich der Vater mit seinem Messer im Zimmer mit den Hirten befindet und sich vorbereitet diese zu töten). Ansonsten, ja, wie du schon meintest, sehr aufs Bild achtende Werk, welches zum Schluss auch nochmal sehr symbolträchtig wird. Sollte man gesehen haben.

:up: :up:

Als nächstes hol ich mir wahrscheinlich "Herbstsonate". Hab bock drauf! :prost:
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon bdm » Di 14. Dez 2010, 13:22

Das Werk des berühmten schwedischen Regisseurs steht im Mittelpunkt der nächsten Berlinale. Das Festival zeigt alle Filme Bergmans in einer großen Retrospektive.


http://www.zeit.de/kultur/film/2010-10/ ... ar-bergman
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Till » Di 14. Dez 2010, 16:46

Alle Filme? Krass... :eek:

Dann wisst ihr wo ihr mich nächstes Jahr findet. :hehe:

Der letzte Film war jetzt glaub ich "Licht im Winter", den ich mir von ihm angeschaut habe. Trocken, düster, gespenstisch. Die Kameraführung grandios. :up: Fand ihn überhaupt nicht anstrengend oder zäh, das Kammerspielchen dauerte ja noch nicht einmal 80 Minuten.
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Mr.J. » Di 14. Dez 2010, 20:30

bdm hat geschrieben:
Das Werk des berühmten schwedischen Regisseurs steht im Mittelpunkt der nächsten Berlinale. Das Festival zeigt alle Filme Bergmans in einer großen Retrospektive.


http://www.zeit.de/kultur/film/2010-10/ ... ar-bergman


Kann so etwas nicht einmal nach Stuttgart kommen?

Fantasy Filmfest weg ;-) und Bergman her :hurra:
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Till » Di 28. Jun 2011, 13:22

Interessanter Kurzbericht:

Ingmars Sessel
Bei der Bergman-Woche auf der schwedischen Insel Fårö kann man sogar im privaten Kino des Regisseurs Filme schauen.

http://www.zeit.de/2011/18/KS-Faroe
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Reibach » Mi 20. Jun 2012, 21:12

Habe vor kurzem Szenen einer Ehe bestaunen dürfen.

Schauspielerisch ganz großes Kino, besonders diese ewigen langen Einstellungen auf Liv Ullmanns weinerische Schnute :-p

Dieses Kammerspiel hat mir besonders gut gefallen, diese ständigen Wechsel zwischen gut und böse, recht und unrecht usw. Hab ich zuletzt so gut in "der gott des gemetzel" gesehen!!!!

Sarabande hab ich auch noch hier liegen nur da warte ich erstmal noch ein paar Tage die Kino Fassung war teilweise dann doch sehr anstrengend wenn auch insgesamt zu sagen ist das dieser zu Bergmans besten Streifen zählt, auch wenn ich dem Mann sonst nicht viel abgewinnen kann.

Man denke nur an die Schlaftablette "Stunde des Wolfs" :ugly_sad:

oder dem "schlimmen" das Schweigen....naja "duck und weg" :ugly_laugh:
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon bdm » Do 21. Jun 2012, 00:10

Reibach hat geschrieben:Man denke nur an die Schlaftablette "Stunde des Wolfs" :ugly_sad:


Um den gut zu finden muss man in der richtigen Stimmung sein, das stimmt allerdings :D

"Szenen einer Ehe" fand ich persönlich ziemlich schlimm, hat mir gar nichts gegeben der Film ... :hehe:

"Sarabande" habe ich noch nicht gesehen, dafür mittlerweile "Fanny und Alexander", sein großes Familienepos von 1982. Guter Film, mit durchgehend hochklassigen Schauspielern (von denen man ein paar noch aus seinen alten Filmen kennt) und düsteren, surreal angehauchten Momenten :up:
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Re: Ingmar Bergman (1918-2007)

Beitragvon Mr.J. » Fr 22. Jun 2012, 12:02

Szenen einer Ehe geht gar nicht.Hab ich der Vollständigkeits halber angeschaut und kann nur sagen:Nie wieder.
1) viel zu lang
2)wirkt das Ganze unendlich angestaubt

Die einzig gute Szene war als Johan austickt und einmal ordentlich vom Leder zieht.Aber sonst....

"Das Schweigen" dagegen hatte einige gute Momente.Insgesamt hat mir aber bei den Dialogen bzw. der Handlung der gewisse Kick gefehlt.

Review dazu gibt es nächste Woche.Liegt schon seit einiger Zeit bei mir auf der Festplatte.
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