Band Of Brothers
Verfasst: Fr 24. Apr 2009, 11:14
Ich hab mir diese zehnteilige Miniserie neulich zum ersten Mal angeschaut (Laufzeit ca. 10 Stunden) und würde mal gerne lesen was ihr davon haltet.
Ich bin noch etwas unschlüssig was die Bewertung angeht. Zum einen ist das ganze Szenario natürlich absolut professionell aufgezogen, die Ausstattung ist sehr gut, die Schauspieler sind es auch. Wenn man sich auch nur ein wenig für Geschichte interessiert ist es allemal interessant den Weg der Easy Company durch Europa nachzuvollziehen. Viele kleine Details werden einem (neu) bewusst, wie zum Beispiel die heillose Konfusion am D-Day als die Fallschirmjäger durch den heftigen Beschuss der deutschen Flugabwehr ungeordnet und weit verstreut in der Normandie landete.
Ab hier Spoiler!
Auf der anderen Seite sind es aber auch viele solcher Details die den Gesamteindruck etwas trüben. Da es eine amerikanische Produktion ist, darf ein Schuss Pathos natürlich vorausgesetzt werden. Aber wie dieses Pathos eingesetzt wird ging mir schon allein deswegen gegen den Strich, weil man unter dem Strich der Eindruck vermittelt wird, dass es für die Waffenbrüder alles in allem ein netter kleiner Trip nach Europa war, der die Bande erst mal so richtig zusammengeschweißt hat. Es wird ein ganz anderes Kriegsbild gezeichnet als in Filmen wie "Apocalypse Now" oder "Der schmale Grat" - weil der 2. WK im Rückblick als "sauberer" Krieg gilt?
Zwei Beispiele:
1. Bis auf einige Szenen am Schluss, bei denen deutsche Generäle ihre Waffen überreichen, ist der Feind die ganze Zeit über eine Ansammlung schreiender Ekelpakete. Egal ob SS, Wehrmacht oder einfacher Bürger - wenn der Deutsche spricht, dann keift er. Diese sprachliche Unterscheidung in der Synchro hätte nicht unbedingt sein müssen.
2. In der letzten Folge wird die Zeit am Ende des Krieges gezeigt. Die Easy Company ist in Bayern und Österreich unterwegs: strahlender Sonnenschein, stille Gebirgsseen, aufgelöst lachende Menschen die durch ehemalige Nazieinrichtungen spazieren und das Tafelsilber einsacken. Es wird der Eindruck vermittelt: Nazi tot, alles gut. Dass das ganze Land eine einzige Schutthalde war ("Stunde Null") und die Zukunft völlig ungewiss, wird unterschlagen. Stattdessen werden eine Episode davor wackere Bürger gezeigt, die zu den Klängen einiger Straßengeiger ihr zerbombtes Dorf wieder aufräumen. O-Ton der beobachtenden GI's: Jaja, aufräumen das können sie...
Gut dargestellt waren meiner Meinung nach die Kämpfe in den Ardennen, auch die Befreiung des KZ gehört zu den "Höhepunkten" der Serie. Aber: natürlich muss ein ehemaliger KZ-Wächter, der sich ein paar Meter weiter in seine Waldhütte zurückgezogen hat per Selbstjutiz über den Jordan geschossen werden. Da wollte man wohl noch schnell die Rachegelüste des Zuschauers befriedigen, klar, dass der Typ eine ekelhafte, fette, triefäugige und natürlich brüllende deutsche Wildsau sein muss...
Also trotz Wackelkamera-Optik und Fleischfetzen en masse: "Band Of Brothers" kommt mir zu einfach gestrickt vor - der psychische Horror fehlt. Was bleibt ist mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von Scharmützeln, aber das reicht einfach nicht um 10 Stunden angemessen zu fühlen.
Das zehnteilige Weltkriegsdrama Band of Brothers ist eine wahrhaft monumentale Leistung, eine TV-Serie, die die Kriegsfilme aus Hollywood vergleichsweise klein erscheinen lässt. Die Serie basiert auf dem Buch des Historikers Stephen Ambrose und begleitet die E-Company (genannt "Easy") der U.S. 101st Airborne Division von ihrer Grundausbildung über D-Day, quer durch Holland, Belgien, Deutschland und Österreich bis hin zum Ende des Kriegs. Die von Steven Spielberg und Tom Hanks koproduzierte Serie wurde ursprünglich von Saving Private Ryan inspiriert und orientiert sich auch an dessen unverblümten optischen Ansatz bei den Kampfszenen. Es ist jedoch die kompromisslose Detailtreue bei den historischen Fakten sowie die noch nie da gewesene Genauigkeit bei der Darstellung des militärischen Alltags, die Band of Brothers von Ryan -- und von fast jedem anderen Kriegsfilm -- abhebt. Das Fehlen von großen Namen bei den Darstellern und der stetige Fokus auf der Kompanie und nicht auf dem Einzelnen unterstreicht diese Realitätstreue noch.
Ich bin noch etwas unschlüssig was die Bewertung angeht. Zum einen ist das ganze Szenario natürlich absolut professionell aufgezogen, die Ausstattung ist sehr gut, die Schauspieler sind es auch. Wenn man sich auch nur ein wenig für Geschichte interessiert ist es allemal interessant den Weg der Easy Company durch Europa nachzuvollziehen. Viele kleine Details werden einem (neu) bewusst, wie zum Beispiel die heillose Konfusion am D-Day als die Fallschirmjäger durch den heftigen Beschuss der deutschen Flugabwehr ungeordnet und weit verstreut in der Normandie landete.
Ab hier Spoiler!
Auf der anderen Seite sind es aber auch viele solcher Details die den Gesamteindruck etwas trüben. Da es eine amerikanische Produktion ist, darf ein Schuss Pathos natürlich vorausgesetzt werden. Aber wie dieses Pathos eingesetzt wird ging mir schon allein deswegen gegen den Strich, weil man unter dem Strich der Eindruck vermittelt wird, dass es für die Waffenbrüder alles in allem ein netter kleiner Trip nach Europa war, der die Bande erst mal so richtig zusammengeschweißt hat. Es wird ein ganz anderes Kriegsbild gezeichnet als in Filmen wie "Apocalypse Now" oder "Der schmale Grat" - weil der 2. WK im Rückblick als "sauberer" Krieg gilt?
Zwei Beispiele:
1. Bis auf einige Szenen am Schluss, bei denen deutsche Generäle ihre Waffen überreichen, ist der Feind die ganze Zeit über eine Ansammlung schreiender Ekelpakete. Egal ob SS, Wehrmacht oder einfacher Bürger - wenn der Deutsche spricht, dann keift er. Diese sprachliche Unterscheidung in der Synchro hätte nicht unbedingt sein müssen.
2. In der letzten Folge wird die Zeit am Ende des Krieges gezeigt. Die Easy Company ist in Bayern und Österreich unterwegs: strahlender Sonnenschein, stille Gebirgsseen, aufgelöst lachende Menschen die durch ehemalige Nazieinrichtungen spazieren und das Tafelsilber einsacken. Es wird der Eindruck vermittelt: Nazi tot, alles gut. Dass das ganze Land eine einzige Schutthalde war ("Stunde Null") und die Zukunft völlig ungewiss, wird unterschlagen. Stattdessen werden eine Episode davor wackere Bürger gezeigt, die zu den Klängen einiger Straßengeiger ihr zerbombtes Dorf wieder aufräumen. O-Ton der beobachtenden GI's: Jaja, aufräumen das können sie...
Gut dargestellt waren meiner Meinung nach die Kämpfe in den Ardennen, auch die Befreiung des KZ gehört zu den "Höhepunkten" der Serie. Aber: natürlich muss ein ehemaliger KZ-Wächter, der sich ein paar Meter weiter in seine Waldhütte zurückgezogen hat per Selbstjutiz über den Jordan geschossen werden. Da wollte man wohl noch schnell die Rachegelüste des Zuschauers befriedigen, klar, dass der Typ eine ekelhafte, fette, triefäugige und natürlich brüllende deutsche Wildsau sein muss...
Also trotz Wackelkamera-Optik und Fleischfetzen en masse: "Band Of Brothers" kommt mir zu einfach gestrickt vor - der psychische Horror fehlt. Was bleibt ist mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von Scharmützeln, aber das reicht einfach nicht um 10 Stunden angemessen zu fühlen.